Hütehund



Der Border Collie – ein Hütehund bzw. ein Koppelgebrauchshund
 
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Weit zerstreut grast eine Schafherde auf der Weide. Da – in rasendem Tempo nähert sich ein Border Collie, überspringt den Zaun und umrundet in weitem Bogen die Herde. Die Schafe laufen zusammen. Ein Pfiff des Schäfers ertönt, worauf der Hund aus voller Geschwindigkeit abbremst und sich hinter der Herde hinlegt. Ein weiterer Pfiff, und er treibt die Herde ruhig in die Richtung des Schäfers. Der Hund arbeitet selbständig, einmal blitzschnell zur Seite flankierend, dann wieder in Zeitlupe die Herde anschleichend, ohne zu zögern und genau wissend, worauf es ankommt. Kein Schaf entkommt, keines bleibt zurück. Arbeitseifer, Wendigkeit, Konzentration, Taktik und Feingefühl – das zeichnet den Border Collie aus. Dieser oft weitgehend selbständige Umgang mit den Tieren und sein instinktives Reagieren auf deren Verhalten, weisen auf eine grosse Intelligenz seitens des Hundes hin. Der unbedingte Gehorsam gegenüber den präzisen Anweisungen des Schäfers, selbst auf grosse Entfernungen, faszinieren und beeindrucken gleichermassen!

Seit Jahrhunderten ist der Hund ein unersetzlicher Gefährte und Helfer des Menschen. Für jede Art der Arbeit mit Schafen und anderen Nutztieren wurden geeignete Rassen von Herdengebrauchshunden herangezüchtet. Da gibt es den kräftigen und unerschrockenen Herdenschutzhund, der die Herde von Dieben und Raubtieren schützt. Der Hütehund dagegen hilft dem Wanderschäfer, die Schafe auf ihren Weidflächen zu halten. Stundenlang “läuft er Furche“ und verhindert somit, dass die Schafe eine bestimmte Grenze überschreiten, wo das Futter vielleicht besser schmecken würde. Heutzutage gewinnt jedoch vor allem die Koppelschäferei vermehrt an Bedeutung. Die Schafe werden in Koppeln gehalten und müssen daher nicht dauernd von einem Schäfer betreut werden.

Der Border Collie ist also ein Herdengebrauchshund, oder genauer gesagt, ein Koppelgebrauchshund. Der Einfachheit halber wird der Border Collie jedoch meistens als Hütehund bezeichnet, obwohl dies nicht ganz korrekt ist.

Der Border Collie ist eigens für das schonende und ruhige Zusammensuchen und Herantreiben von Schafen gezüchtet worden und hilft dem Schäfer bei der täglichen Arbeit, das heisst beim Weideumtrieb, beim Einpferchen, Sortieren und Abtrennen von Schafen. Aber auch dem Hirten mit tausend Schafen auf einer steilen und unwegsamen Alp steht er genauso hilfreich zur Seite. Der Border Collie ist weltweit zu finden, sei es bei der Arbeit mit Schafen, Rindern, Geflügel, Schweinen oder Ziegen In den letzten Jahren hat die extensive Tierhaltung enorm an Bedeutung gewonnen. Immer grössere Herden werden aus Kostengründen von immer weniger Personen betreut. Zudem wird besonders in der Schweiz neuerdings immer mehr Wert au die Freilandhaltung der Nutztiere gelegt, so dass viele Tierhalter nicht mehr auf die Mitarbeit eines guten Arbeitshundes verzichten können und wollen.

Der faszinierende Arbeitsstil des Border Collies hat seinen Ursprung im Jagdverhalten des Wolfes. Wie sein Urahne, der Wolf, umkreist er die Beute (die Schafe) und treibt sie dem Rudelführer (dem Schäfer) zu.
Auf dieser Verhaltensweise basiert die Ausbildung des Border Collies. Sein Arbeitsstil ist einzigartig. Er arbeitet in geduckter Haltung, Kopf und Rute tief, lautlos und mit einer enormen Präsenz. Er lässt seine Tiere nicht aus den Augen und arbeitet unter ständiger Hochspannung. Auch sein unbedingter Gehorsam und die Bereitwilligkeit, seinem Herrn alles recht zu machen, führen ihn unter Umständen über die Grenzen seiner Kräfte hinaus. Ein sauberer Stil, Verantwortungsbewusstsein für die Herde, “Sheep Sense“ (ein Gefühl für die Schafe also), eine gewisse Selbständigkeit, ein bestimmtes Mass an “Auge“, Kondition und Robustheit – das wünscht sich jeder, der mit Border Collies an Tieren arbeitet.